Die Seperationswünsche der Katalanen sind kein neues Phänomen.
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Geschichtliche Kurzsichtigkeit

Über die geschichtlichen Wiederholungen am Beispiel von Katalonien und gewaltvollen Extremen in Amerika.

In Katalonien findet momentan ein massiver Umbruch statt. Im September dieses Jahres offenbarte der ehemalige Parlamentspräsident Puidgemont seine Pläne: Ein Gesetz, welches eine Unabhängigkeitserklärung Kataloniens erzwingt, solange ein Referendum zu dieser Agenda durchkommt. Aber da die Separation eines Teils von Spanien vom Rest des Landes durch die spanische Verfassung verboten wird, galt das von Puidgemont erlassene Gesetz von Anfang an als illegal. Anfangs Oktober begegnete den wählenden Bürgern Kataloniens die Polizei Spaniens und widerwillig auch die Ordnungskräfte Kataloniens mit Gummischrot und Schliessungen von Wahllokalen. Dies verursachte eine starke Verfälschung der Wahlresultate. Die polizeiliche Gewalt gegenüber friedlichen Wählern verleitete 57% der wahlberechtigten Bevölkerung dazu, zu Hause zu bleiben. Dem Rest erschienen die unsicheren Wahlumstände wohl nicht wie Hindernisse, denn neun von zehn politisch aktiven Bürgern, die sich durch die Polizeimassen durchgekämpft hatten, stimmten dem Referendum zu. Ende Oktober votierte das katalanische Parlament schliesslich endgültig dafür, Spanien die Unabhängigkeit zu erklären. Madrid antwortete daraufhin mit der Deklaration von Neuwahlen in Katalonien und erliess europäische Haftbefehle für Puidgemont und sein Kabinett. Diese stellten sich am folgenden Tag freiwillig der Polizei in Brüssel, wo sie am 17. November vor einem Richter stehen werden, angeklagt mit Rebellion und Missbrauch der Staatskasse. Die Situation in Katalonien ist die bisher  schwerwiegendste politische Krise in Spanien seit der Demokratisierung 1975. Das macht eine derartige Situation aber nicht unbedingt zu einer Neuheit in Spanien. Schon 1931 hatte sich Katalonien zur Republik erklärt, was aber in einer Autonomie unter spanischer Herrschaft endete. Diese wurde sieben Jahre darauf im spanischer Bürgerkrieg vom Revolutionär Francisco Franco wieder abgeschafft.

Wie kommt es zu solch einer Wiederholung geschichtlicher
Ereignisse?

Das liegt daran, dass menschliche Handlung meist nachvollziehbar ist, was heisst, dass die Entscheidungen von einzelnen Menschen auf einen grundlegend motivierenden Faktor zurückzuführen sind. Weil die Geschichte aus eben diesen einzelnen Menschen besteht, wird auch diese nachvollziehbar. Das heisst nun, dass die Geschichte sich immer dann gleich verhalten wird, wenn die motivierenden Umstände ihrer Bestandteile sich ebenso gleichen. Somit ist es nicht erstaunlich, dass wann immer ein Volk von einem anderen unterdrückt wird, es sich von seinem Unterdrücker befreien will. Das war 1931 so und ist auch heute nicht anders. Eine weitere Wiederholung der Geschichte ist die momentane politische Lage in den Vereinigten Staaten. Immer mehr kommt es zu gewalttätigen Konfrontationen der beiden politischen Extrema links und rechts, wobei die Zusammenstösse in Charlottesville im August dieses Jahres die Krönung dieser gegenwärtigen Tendenz bilden. Bei diesem, von einer Vielfalt an rechtsextremen Gruppierungen organisierten Protest, welcher einen direkten Gegenprotest provozierte, endete die Eskalation mit drei Toten und 34 Verletzten. Ein Autofahrer, der in eine Menschenmenge raste, tötete eine Zivilistin und verletzte 19 weitere. Der Protest der zunächst friedlichen und legalen Demonstration gegen die Entfernung eines historischen Monuments hatte unter anderem anti-faschistisch orientierte Linksextremisten unter sich, die berüchtigt geworden sind für ihre ausserordentliche Gewaltbereitschaft und Anonymitätstaktik des «Schwarzen Blocks». Antifa mischt aber nicht nur in Charlottesville oder Hamburg die Fensterfronten und Schädeldecken von ideologischen Gegnern und unbeteiligten Zivilisten auf. Mittlerweile provoziert Antifa blutige Auseinandersetzungen an friedlichen Versammlungen auf einer globalen Skala. Diese, von dem amerikanischen Heimatschutz als terroristische Gruppe bezeichnete, politische Bewegung hat ihren Ursprung in der Weimarer Republik der 1930er Jahre. Dort entstand sie durch einen Aufruf der Kommunistischen Partei Deutschlands, der faschistischen Bedrohung mit Gewalt auf der Strasse zu begegnen, was auch schon die Ziele Antifas in ihrer Gänze ausmacht. Die Hemden derer, mit denen sich diese kommunistisch verwurzelte Bewegung in den Gassen bekämpft, mag sich über die Jahrzehnte von schwarz über braun bishin zu einem undefinierten Wirrwarr gewandelt haben, die Gegensätze der zeitgenössischen Politik sind die gleichen geblieben. Wieder  haben wir die unmittelbare Einführung des Faustrechts vor Augen. Es scheint, als hätten wir seit dem Jahrhundert der Autokratie absolut nichts dazugelernt, zumindest nicht in Sachen Lösung oder Prävention extremer politischer Spannungen. Sollten wir nicht aus der Geschichte lernen, solche Desaster künftig abzuwenden? Hat man denn schon wieder vergessen, dass diejenigen, die das nicht tun, unabdingbar dazu verdammt sind, sich geschichtlich zu wiederholen?
Ich hoffe nicht.

Rechtsradikale Kundgebung in Charlottesville
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