Münz aus aller Welt, Quelle: Anthony, Pexels

Jäger und Sammler

Wie der Mensch vor mehreren zehntausend Jahren war.

Eine Frau mit einer um den kräftigen Körper geschlungenen Schürze aus Tierhaut und einem mit Beeren und Pilzen gefüllten Korb in der Hand. Ein muskelbepackter Mann mit einem Lendenschurz um die Hüfte und einem Speer in der Hand. Das ist es wohl, was wir uns unter dem Begriff Jäger und Sammler vorstellen. Doch Funde aus dieser Zeit und Vermutungen geben uns einen Einblick in das Leben unserer Vorfahren, der über diese einfache Vorstellung hinausgeht.

Die in der Altsteinzeit lebenden Jäger und Sammler waren Nomaden und zogen in Gruppen von 20 – 30 Personen stetig den Tieren, deren Fleisch ihr Hauptnahrungsmittel darstellte, hinterher. Freizeit hatte man damals wohl kaum. Man verbrachte die Tage mit der Suche nach Nahrung und Unterschlupf, mit dem Erzeugen von Feuer und mit der Herstellung von Kleidern. Dies hatte zur Folge, dass die damaligen Menschen wie beispielsweise der Homo Sapiens in Afrika und der Homo Neanderthalensis in Europa, um einiges kräftiger waren als wir heute. So musste ein breit gebauter Mann täglich ungefähr 5000 kcal zu sich nehmen, was der doppelten Menge davon entspricht, wie viel ein durchschnittlicher Mann unserer Gesellschaft konsumieren sollte.

Rund 70% der Nahrung bestand aus Fleisch, welches die Jäger zunächst mit Speeren und später mit Speerschleudern, welche die Schussweite verdoppelten, jagten. Auch Fallgruben für besonders grosse Tiere und Harpunen für den Fischfang waren wichtige Bestandteile der Jagd. Wenig später waren es Pfeil und Bogen, die die Jagd dominierten. Die restlichen 30% der Nahrung setzten sich aus Pilzen, Beeren, Muscheln und Wurzeln zusammen, welche die Sammler in der freien Natur finden konnten.

Lange waren Wissenschaftler von einer klaren Rollentrennung überzeugt: Männer jagen, Frauen sammeln. Heute ist man jedoch der Meinung, dass eine solch klare Separation wohl kaum stattgefunden hat.

Nicht nur Bräuche wie die Kunst, das Schminken oder rituelle Tänze haben ihren Ursprung in der Steinzeit. Auch gewisse menschliche Triebe sind bereits seit Hunderttausenden von Jahren tief in uns verankert. So auch der Drang zum Sammeln. Verändert hat sich lediglich die Art des Sammelns. Während Steinzeitmenschen sammelten, um sich das Überleben zu sichern, ist es für uns moderne Menschen eine Leidenschaft, eine Gewohnheit oder in manchen Fällen sogar eine Sucht.

Lange waren Wissenschaftler von einer klaren Rollentrennung überzeugt: Männer jagen, Frauen sammeln. Heute ist man jedoch der Meinung, dass eine solch klare Separation wohl kaum stattgefunden hat.

Leidenschaftliche Sammler von heute sind meist aus Interesse auf der Suche nach bestimmten Gegenständen (beispielsweise Briefmarken), die sie aus Interesse sammeln. Ein wichtiges Merkmal dabei ist diese Freude am Sammeln und an der wachsenden Sammlung. Die Vervollständigung der Sammlung ist jedoch selten das Ziel, denn eine vollendete Sammlung hätte unmittelbar das Ende des Sammelns zur Folge.

Auch Wissenschaftler sind leidenschaftliche Sammler. Sie akkumulieren Wissen, welches sie in einem nächsten Schritt zur Falsifizierung oder Belegung einer These verwenden. Die eben beschriebenen Muster sind dem systematischen Sammeln unterzuordnen. Es handelt sich um eine Auswahl von Gegenständen (beziehungsweise Wissen), die durchaus auch Ausschliessungen erfahren kann.

Gewohnheitssammler sind wir, so behaupte ich, alle.
Wir sammeln Kleider, Einrichtungsgegenstände, Essen, Geld und vieles mehr. Meistens merken wir nicht einmal, wie viel wir tatsächlich horten. Ob das Sammeln in diesem Falle noch immer eine befriedigende Wirkung hat, steht zur Diskussion, abhängig macht es mit Sicherhe

Gewohnheitssammler sind wir, so behaupte ich, alle.

Diese unterbewusste Art des Sammelns lässt sich am ehesten dem unsystematischen Sammeln unterordnen, da für systematisches Sammeln ein Bewusstsein für solches meiner Meinung nach grundlegend ist, während es hier mehr darum geht, viel zu besitzen und nicht harmonierende und in sich stimmige Sammlungen zu erstellen.

Menschen, die “zwanghaft horten”, also grosse Schwierigkeiten damit haben, Dinge zu entsorgen, ordnen Psychologen dem Messie-Syndrom (mess = engl. Durcheinander, Unordnung) zu. Die sogenannten Messies sammeln nicht selektiv, sie behalten schlichtweg alles, was sie anschaffen. Das Messie-Syndrom wird als psychische Störung anerkannt und tritt laut einer Studie V. Schröters nur in 24% der Fälle ohne Begleiterscheinungen auf. In 76% der Fälle leiden Betroffene zusätzlich unter Depressionen oder Angststörungen.

Das Sammeln kann im Falle der Messies einen Rückzugsort darstellen, einen Ausweg, um sich nicht den eigenen Ängsten stellen zu müssen. Die langzeitige Unterdrückung von Gefühlen und das Vermeiden des gesellschaftlichen Lebens führen schliesslich dazu, dass das Sammeln sich zu einer Sucht entwickelt und das Leben vollkommen einnimmt, was wiederum zur Folge hat, dass Messies weiter in die Zurückgezogenheit getrieben werden. Ein Teufelskreis.

Ich habe mich bei Leuten in meinem Umfeld erkundigt, was ihnen spontan einfällt, wenn sie den Begriff Sammler/Sammeln hören und ob sie selbst etwas sammeln. Wie erwartet habe ich bei der Frage nach den Begriffen einige gleiche Antworten erhalten. So fielen beispielsweise Wörter wie Messie, Briefmarken und Leidenschaft Interessant war jedoch, dass auch die zweite Frage viele ähnliche Antworten brachte. Sowohl das Sammeln von 5erli als auch das von Steinen (mehrheitlich in der Kindheit) scheinen ziemlich verbreitet zu sein.

Sowohl das Sammeln von 5erli als auch das von Steinen (mehrheitlich in der Kindheit) scheinen ziemlich verbreitet zu sein.

Da die Jäger und Sammler vor ca. 100’000 Jahren lebten, sind nur wenige Quellen aus ihrer Zeit erhalten geblieben. Deshalb basieren alle Theorien, wie das damalige Leben ausgesehen haben könnte, mehrheitlich auf Spekulationen. Trotz allem können wir aber davon ausgehen, dass einige der heutigen Bräuche und Sitten ihren Ursprung in der Steinzeit haben und wir unseren entferntesten Vorfahren doch ähnlicher sind, als wir glauben.

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