Liebe macht blind

Auch wenn es vielleicht nicht so schön und romantisch klingt, ist Liebe eine hauptsächlich chemische Sache.

Auch wenn es vielleicht nicht so schön und romantisch klingt, ist Liebe eine hauptsächlich chemische Sache, welche durch grösstenteils sechs Hormone gesteuert wird. 

Oxytocin: Wird auch das „Kuschelhormon“ genannt, da es für die Bindung zuständig ist. Es wird vor allem nach Orgasmen oder bei Körperkontakt ausgeschüttet. Dieses Hormon ist auch zuständig für die Bindung zwischen Mutter und Kind, da es beim Stillen und während der Geburt in grossen Mengen produziert wird. 

Serotonin: Ist für die Stimmung zuständig und wirkt direkt in den Hirnregionen, in denen Gefühle entstehen. Ausserdem hat es Einfluss auf das Gedächtnis und die Körpertemperatur. 

Dopamin: Dopamin ist in einer Beziehung für den Sexualtrieb zuständig. Es ist jedoch ein Gegenspieler zum Oxytocin, denn Dopamin macht einen zappelig und motiviert. 

Adrenalin: Ist ein Stresshormon und dafür zuständig, dass der Herzschlag und Atem schneller werden und sich die Muskeln anspannen. Es steigert die Blutzufuhr zum Gehirn und erhöht den Blutzuckerspiegel, um zusätzliche Energie zu spenden. 

Endorphine: Endorphine machen einen schmerzunempfindlich und high. Sie sorgen dafür, dass man sich selbst aus der Distanz erlebt. Sie senken das Stresslevel und machen euphorisch und glücklich. Der Körper setzt Endorphine frei, wenn man angenehme Aktivitäten macht, z.B. essen oder Sport treiben. 

Melatonin: Wird zur Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers verwendet. Es wird produziert, sobald der Körper keinem Licht ausgesetzt ist. Nachts Licht ausgesetzt zu sein, kann die Melatoninproduktion blockieren. 

Aber können all diese chemischen Prozesse nun blind machen? 

Eine Studie von Jon Maner, Professor für Psychologie an der Florida State University, bewies, dass Verliebte wirklich weniger empfänglich für bestimmte optische Reize sind. Denn optisch attraktive Menschen wirken kaum noch anzüglich oder ablenkend auf die verliebten Testpersonen. 

Durchgeführt wurde die Studie mit 113 heterosexuellen Student*innen. Davon 57 in einer Beziehung und 56 single. Als Vorbereitung liess Jon Maner die 57 vergebenen, einen Aufsatz über die verliebtesten Momente mit ihren Partner*innen schreiben und die 56 singles über glückliche Momente im Allgemeinen. Dieses psychologische Verfahren des „Priming“ soll das Gedächtnis in eine bestimmte Richtung aktivieren und das anschliessende Verhalten beeinflussen.

Der folgende Versuch wurde dann so durchgeführt: 

Den Testpersonen wurden für 500 Millisekunden 60 Bilder von Personen gezeigt, welche von Wissenschaftler*innen in die Kategorien „hoch attraktiv“ und „durchschnittlich aussehend“ eingeteilt wurden. Diese Bilder wurden nur so kurz eingeblendet, dass sie nicht vollständig wahrgenommen werden konnten. Kurz darauf tauchten irgendwo auf dem Bildschirm geometrische Figuren auf, welche so schnell wie möglich identifiziert werden mussten. Die verliebten Personen liessen sich deutlich weniger von den „hoch attraktiven“ Bildern ablenken, was bedeutet, dass sie die Figuren schneller identifizieren konnten. Bei den „durchschnittlich aussehenden“ gab es bezüglich der Reaktionszeit jedoch keine Unterschiede. 

Ausserdem haben vorherige Studien erwiesen, dass Leute in festen Beziehungen weniger wert auf potenzielle alternative Partner*innen legen. Z.B. finden sie mögliche Partner*innen weniger attraktiv. Aber bis jetzt ist unklar, ob dies ihre wirkliche und ehrliche Meinung ist oder sie sich nur selbst davon überzeugen wollen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben oder um den Standards einer monogamen Beziehung gerecht zu werden. 

 

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