Illustration: Hannah Oehry

Rauschflucht

Ausgang, Party, Drogen, Exzess: Alles nur Fluchtmittel meiner Generation?

Seit einigen Jahren beobachte ich sowohl bei mir als auch in meinem Freundeskreis die Tendenz, sich am Wochenende zu ausgelassenem Feiern zu animieren. Dabei kann es sich um eine private Party, einen wummernden Club oder auch nur um die düstere Spelunke um die Eck handeln. Was jedoch stets im Mittelpunkt steht, ist das Ziel eine gute Zeit zusammen zu verbringen, Spass zu haben und sich ja nicht mit den alltäglichen Problemen belasten zu müssen. Dazu gehört natürlich fetzige Musik und Alkohol oder andere Rauschmittel.

Vor einer Weile begann ich diese Selbstverständlichkeit zu hinterfragen und versuchte meinen Drang nach eben diesen Bedürfnissen zu begründen. Ich kam auf die Theorie, dass es sich beim Ausgang und den damit verbundenen Ritualen um eine Flucht vor den Umständen des Alltags handle und habe, inspiriert davon folgenden Text verfasst.

Spüre dass brauch ich, ein Kribbeln im Bauch ist

Gefühl zu atmen zu leben, es wagen zu schweben

Wir baden im Nebel, bei klagendem Pegel

Die Füsse verlieren den Halt man

Spürt, die Freiheit, sie nimmt ne Gestalt an

Lässt dich das stetige Stressen,

Das eklige Lächeln ewiger Interessen vergessen

Ein Fluchtversuch von ’ner Welt ohne Gleichheit

Wo jene Verteilung von Geld immer gleichbleibt,

keiner mehr Bock hat wie Menschen zu reden

Und jeder versucht nur die Grenzen zu pflegen

Gedanken in Schranken mit Pflichten und Regeln

Wir haben verstanden mit Trichtern zu leben,

Die ständig versuchen den Bauch zu stopfen

Um Alles dann bei ’ner Prüfung nur wieder auszukotzen

Einige glauben An Gott andere glauben an Dogmen

Ich Taumle, will ’n Shot nehm’n, Aber kann kaum noch den Kopf dreh’n

Währ’nd ich im Suff auf dich zuschwank’ im Halbschlaf

Das ist die Flucht vom Zustand im Alltag

Die Blitzlichter verblassen, es gibt kaum Applaus

Man geht, setzt sich die Masken beim Ausgang auf

Die Melodien, mit denen man ne Nachtlang gesungen hat,

Werden zu Fantasien die achtsam verstummen, satt vom Schweben,

Dem Gefühl nach Freiheit, beginnt das Leben erneut in Einheit,

Im monotonen Takt, dem täglichen Verkraften

Man erblickt die Stadt in ihrem schläfrigen Erwachen

Einige gehen gemeinsam, andere im Alleingang

Und es zieht dich durch Hecken durch Strassen und Ecken,

Wo sich Lichterketten über den Gassen erstrecken

Du schlenderst, willst nur noch schlafen gehen

Denn morgen beginnt sich erneut diese Rad zu dreh’n.

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