Illustration: Olivia Grey

Reise um die Welt

Einmal um die Welt alleine mit einem Segelboot. Die Vendée Globe ist die härteste Segelregatta für Einhandsegler der Welt. Die Spielregeln sind einfach: Es darf keine fremde Hilfe in Anspruch genommen werden, die vorgegebene Strecke muss eingehalten werden und der Segler oder die Seglerin darf nie Land betreten. Eine Herausforderung für Mensch und Boot. Nicht weniger als acht von 33 Skippern mussten bei der diesjährigen Austragung aufgeben.

Die Strecke führt von Les Sables d’Olonne in über 24‘000 Seemeilen durch den Atlantik zum Kap der guten Hoffnung, dann weiter durch den indischen und pazifischen Ozean bis zum Kap Horn und von dort aus wieder zurück durch den Atlantik bis nach Les Sables d’Olonne. Die bisher schnellste Zeit gelang dem Franzosen Armel Le Cléac’h bei der Austragung 2016/17. Er erreichte das Ziel in einer unglaublichen Zeit von 76 Tagen 3 Stunden 35 Minuten und 46 Sekunden.

Die erste Austragung fand 1989/90 als Nachfolge des Golden Globe Rennens statt. Damals lag der Start und das Ziel jedoch noch in Falmouth an der britischen Küste. Seither wurde das Rennen bereits neunmal alle vier Jahre ausgetragen.

Beim Start im November herrscht in Frankreich bereits Spätherbst. Doch schnell wird es für die Skipper wärmer und sie nähern sich der Südhalbkugel der Erde, bevor es dann schon wieder kälter und ungemütlicher wird. Die Skipper kommen in die Antarktis. Hier lauert neben der Kälte auch noch eine ganz andere Gefahr: Eisberge. Per Satelliten werden die Segler bewacht, jeder einzelne Eisberg gezählt und mit einer Nummer und Positionsdaten versehen, damit kein Skipper an einem dieser Eiskolosse schiffbrüchig wird. Zusätzlich markiert die Rennleitung eine Eisverbotszone, die aufgrund ihrer grossen Kollisionsgefahr nicht passiert werden darf. Die Skipper sind extremsten Bedingungen ausgesetzt. Fahren sie in einem Sturm, können sie oft stundenlang nicht schlafen oder essen. Die volle Aufmerksamkeit gilt dann der Bewältigung der starken Winde. Bei Defekten müssen einige auch mal angebunden den Sprung ins Wasser wagen, um beispielsweise einen Schaden an der Unterseite des Bootes zu beheben oder sie müssen bei einer Beschädigung am Mast auf über 20 Meter in die Höhe.

Die Skipper sind extremsten Bedingungen ausgesetzt. Fahren sie in einem Sturm, können sie oft stundenlang nicht schlafen oder essen.

In der diesjährigen Austragung brach die Yacht des fran- zösischen Teams PRB rund um Skipper Kevin Escoffier auseinander und sank. Er konnte in letzter Sekunde noch eine Nachricht abschicken, bevor die Elektronik zusammenbrach. Das Boot sei in Sekundenschnelle über ihm zusammengebrochen, sagte Escoffier. In der Dunkelheit bei über 30 Knoten Wind und 5 Meter hohen Wellen fand die Rettungsaktion statt. Drei andere Skipper, die sich in der Nähe befanden, beteiligten sich ebenfalls an der Rettungsaktion. Es kam einem Wunder gleich, dass Jean le Cam, der mit 61 Jahren älteste Teilnehmer, per Zufall in der Nacht den Schiffbrüchigen sieht und retten konnte. Ein französisches Marineschiff nahm Kevin Escoffier einige Stunden später an Bord. Escoffier schlitterte haarscharf am Tod vorbei. Ein verrücktes Rennen. Umso verrückter auch die diesjährige Zielankunft: Als erster kam Charlie Dalin in Les Sables d’Olonne an. Da aber Yannick Bestaven aufgrund seiner Hilfe bei der Rettungsaktion um Kevin Escoffier eine Zeitbonifikation von 10h und 15min erhielt, wird dieser Sieger der Vendée Globe 2020/21. Segler der ganzen Welt traten an, so auch der Schweizer Alain Roura, der bereits zum zweiten Mal bei der Regatta antrat. Wegen eines irreparablen Defekts an seinem Boot segelte er allerdings weit hinter der Spitze. Die Skipper sind während über zwei Monaten auf hoher See. Sie erleben täglich viele Ups and Downs und haarsträubende Momente. Im Bewusstsein dieser Tatsachen steht für viele Skipper nicht das Siegen, sondern das Ankommen im Vordergrund.

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