Wie sieht eine Maschine sich selber?
Foto von Kevin Ku von Pexels

Wozu dann noch der Mensch?

Bei der Vorstellung, dass Maschinen uns im qualitativen, respektive kreativen Denken überholen, drängt sich die Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz auf, da diese doch somit von ihrem Thron der intellektuellen Fähigkeiten gestürzt würde.

Der Mensch wäre folglich in jeder Hinsicht überflüssig, da er sowohl physisch als auch mental seinem technischen Rivalen unterlegen wäre.

Physische und mentale Fähigkeiten sind aber nicht die sinngebenden oder die zum Mensch definierenden Attribute eines Wesens, da das Menschsein eine Imperfektion voraussetzt und nicht wertend gegenüber jeglicher Charakteristika eingestellt ist. Somit wäre es schwachsinnig, etwas als dem Menschen überlegen zu klassifizieren,

da der Mensch gerade durch seine Unvollkommenheit zum Menschen wird,

sprich: Ein Kleinkind, obwohl es doch sowohl physisch als auch mental einer erwachsenen Person unterlegen ist, wird keineswegs als “weniger” menschlich angesehen.

Das Verhalten einer künstlichen Intelligenz stützt sich auf empirischen Datenmengen und produziert anhand dieser eine situative und möglichst perfekte Lösung. Fehler in diesen Lösungen müssten entweder im Nachhinein von aussen hinzugefügt werden oder zuvor beabsichtigt in den Code, entweder von einem Menschen oder von der KI selbst, einprogrammiert worden sein.

Somit orientiert sich die Existenz solcher Maschinen an der Perfektion und konkurriert demnach nicht mit der des Menschen, sondern mit dessen Idealvorstellung von sich selbst.

Infolgedessen erfährt die Frage „Für was den Menschen?“ keinerlei Veränderung nach der Singularität – der Platz des Menschen auf der Welt bleibt weiterhin (un-) klar.

Des Weiteren verfügen künstliche Intelligenzen nicht über Gefühle, oder genauer gesagt nicht über reelle Gefühle.
Natürlich wäre es für eine KI der Zukunft keine Hexerei, uns Emotionen wie Liebe, Hass oder Schmerz vorzugaukeln, ich zweifle auch nicht an der Tatsache, dass diese Imitationen für den Aussenstehenden nicht von menschlichen, “echten” Ausdrücken zu unterscheiden wären.
Zusätzlich hat eine KI ein völlig anderes Verhältnis zu ihrem Quellcode, als der Mensch zu seiner DNA. Während wir Menschen, wenn überhaupt, nur geringe Modifikationen an unserem Erbgut durch medizinische Eingriffe vornehmen können, wäre eine derartige KI durchaus in der Lage, ihren gesamten Quellcode umzuschreiben, sie steht also in einer vollkommen anderen Beziehung zu ihrem eigenen Sein als der Mensch oder jedes andere, uns bekannte Lebewesen.
Deshalb wären künstliche Emotionen auch nichts weiter als künstliche, leere Emotionen, ein Scheinbild oder eine Fassade und nicht Gefühle, da die KI ihre erzeugten Gefühle selbstständig kontrollieren könnte und somit immer die oberste, sich selbst und ihren Gefühlen überlegene Instanz wäre. So könnte sie zum Beispiel bei bedarf ihre Empfindung für Schmerz deaktivieren, was ihre Gefühle zu einem gesteuerten Gut machen würde und somit nicht mit menschlichen Empfindungen gleichgesetzt werden könnte.

Ob diese, doch machtvolle Fähigkeit als erweitertes Bewusstsein angesehen werden kann, darüber scheiden sich die Geister.

Jedenfalls hilft auch sie der KI nicht weiter, dem Menschen sein Platz auf der Welt streitig zu machen, da sie einmal mehr versucht, den Menschen auf irgendeine Weise zu übertreffen.

Eine interessantere Frage wäre also, wie es sich für uns Menschen anfühlen würde – oder wird – und wie wir reagieren, wenn wir in der Zukunft tagtäglich mit der Verkörperung unserer, für uns unerreichbaren Idealvorstellung vor Augen leben müssen.

Leider sind diese Fragen nur schwer zu beantworten, da unsere heutigen Alltagserfahrungen, die den obigen am ähnlichsten erscheinen, man denke an einen unmöglichen Traumjob o.ä., nur an der Oberfläche dessen kratzen, was wir, sollte die Singularität eines Tages eintreffen, in der Zukunft gegenüber diesen Robotern empfinden werden.

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