Der Weg zum Glück

Vom langen Weg in die Richtung des gewollten Wohlseins. Eine Kollumne.

Wenn es jemandem gut geht, so geht man wohl davon aus, dass Glück immer angestrebt wird und dass selbst Menschen, die zur Zeit keines finden können, ständig auf der Suche danach seien. Auf der Suche nach dem, was wir Glück nennen.
Doch so ist es nicht immer. Wenn es jemandem über eine lange Zeit schlecht geht, so ist wohl etwas vom Schwierigsten am “gesund” werden, glücklich damit zu sein, glücklich zu sein.

Ist man psychisch oder auch körperlich schwach, gewöhnt man sich daran, dass die Erwartungen an einen gesenkt werden und man kaum mehr Verantwortung übernehmen muss.

Je länger man Unstimmigkeiten mit sich selbst und mit Mitmenschen erträgt, desto stärker wird der innere Drang, die Gefühle irgendwie abzulassen. Hierbei sucht sich jede betroffene Person ihren eigenen Weg. Bei den einen mag es die Selbstverletzung sein, bei anderen kann es sich in Aggression ausdrücken, bei nochmals anderen äussern sich die Gefühle im Essverhalten. Man beginnt also, Wege zu suchen, die es zulassen, mit unerträglichen Gefühlen zu leben, diese auf eine gewisse Weise auszugleichen. So mag es für jemanden selbst den Anschein haben, dass es ihm besser geht, dass also das Mittel tatsächlich hilft, ihm ein besseres Leben zu verschaffen. Man weiss, egal wie schlecht es dir geht, man hat immer die Möglichkeit, die Gefühle irgendwo zu deponieren, muss sich also nicht damit auseinandersetzen.

Mit der Zeit wird also die Auseinandersetzung mit den Problemen extrem unwichtig, da es einen viel einfacheren Weg gibt sich -angeblich- gut zu fühlen. Probleme zu lösen und nach dem Glück zu streben wird uninteressant, weil es viel zu schwer oder sogar unmöglich erscheint. Man gewöhnt sich also langsam an ein grundsätzliches ungutes Gefühl und verliert mit der Zeit den Wunsch, dass es verschwindet. Man glaubt nicht genug an sich selbst, um die Kraft aufzubringen, für sich selbst einzustehen und für sich zu kämpfen.

Obwohl man den Druck hat, schön auszusehen, weiss man, dass man sowieso nie schön genug sein wird. Man muss keine Erwartungen erfüllen, da man eh nicht gut genug sein kann. Man braucht keine Verantwortung zu übernehmen, da man sie eh nicht tragen könnte. Man braucht keine Angst davor zu haben, irgendwann nicht mehr aufstehen zu können, weil man zu weit gefallen ist, denn wie schlimm kann es denn schon sein. Man hat keine Angst vor dem Tod, denn es wäre doch einfacher für alle. So verrennt man sich aus reinen Selbstzweifeln und Unsicherheit sowie dem Wunsch perfekt zu sein, in eine Art Genugtuung bei dem Gedanken daran, dass es dir nicht gut geht.

Je mehr man die Angst vor der Krankheit verliert, desto grösser wird jene vor dem Gesundwerden.

Es ist anstrengend, sich mit den eigenen Schwächen auseinanderzusetzen und mit ihnen leben zu lernen. Es ist schwierig, alte Verhaltensmuster abzulegen. Es kann beinahe unmöglich erscheinen, sich selbst lieben zu lernen. Man kann auch keineswegs erwarten, dass wie im Film jemand kommt, merkt wie schlecht es dir geht und dann alles anders wird. Auch wenn es sogar Personen geben
mag die merken, dass man Hilfe braucht, selbst wenn diese Menschen die Hilfe sogar anbieten, selbst wenn sie immer da sind – ohne den Willen dazu, wird Besserung niemals möglich sein.

Wichtig für den Besserungsprozess sind meiner Meinung nach Momente, in denen man sich fragt, ob es anders nicht doch besser wäre. Denn dies sind die Augenblicke, in denen wir feststellen, dass wir mit irgendetwas unzufrieden sind und in denen die Möglichkeit etwas zu ändern zum allerersten Mal in Betracht gezogen wird.

Auch wenn diese kleinen Momente auf den ersten Blick unwichtig erscheinen mögen, kann es unglaublich wichtig sein, dass Mitmenschen sie bemerken, denn es ist sehr schwer, die Kraft aufzubringen um auf jemanden zuzugehen und ihn oder sie um Hilfe zu bitten. Und auch wenn es wohl ähnlich schwer ist, Hilfe anzunehmen, weiss man in diesem Fall wenigstens, dass es jemanden gibt, an den man sich wenden könnte und das bringt meist schon ziemlich viel.

Egal wie viel Hilfe man jedoch von aussen bekommt, am Ende muss man selbst arbeiten und egal wie schwer es erscheinen mag, egal wie anstrengend es ist, jede einzelne Minute lohnt sich.

Jedes bisschen Kraft, das man in das eigene Glück investiert, wird sich auszahlen und mit jedem Tag wird der Kampf ein bisschen leichter, mit jedem glücklichen Moment wird der Wille stärker.

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