War Games

Knopf gedrückt, virtueller Mensch tot.

„Ich muss die alle töten, sonst bekomme ich keine Punkte und kann im nächsten Battle nicht mehr mitspielen!“

In einer anderen, virtuellen Welt Menschen umbringen, Kriege nachspielen und Spass dabei haben. Wieso kämpft man nicht in der realen Welt mit? Es würde vielen Menschen helfen. Die Antwort ist klar. Das ist doch viel zu gefährlich. Da könnte man ja sterben.

Fast allen Menschen wird komisch zumute, wenn sie in den Nachrichten die auf der Welt tobenden Kriege sehen. „Achtung – Verstörender Inhalt“ wird vor einem Video gezeigt. Im Video sieht man eine Bombe explodieren und hunderte Menschen mit in den Tod reissen. Aber auf einem Videospiel, in dem es darum geht möglichst viele Menschen zu töten, steht bloss, dass das Spiel ab 16 ist.

Ich höre Menschen auf der Strasse reden. Wie schrecklich das doch alles sei, was auf der Welt passiert. ‚Man müsse den Menschen doch irgendwie helfen können‘, sagen sie, während sie in ein gemütlich wirkendes Kaffee laufen. Ich habe das starke Gefühl, dass sie nicht wirklich verstanden haben, worüber sie gerade geredet haben. Aber habe ich es überhaupt verstanden? Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich nicht. Denn sonst würde ich nicht gemütlich zuhause sitzen und es als ein Problem ansehen, dass ich nicht weiss, welchen Film ich gucken soll. Klar kann man diese Tatsache als klares Luxusproblem ansehen. Doch ist es nicht auch ein Verständnisproblem? Ich weiss, dass es anderen Menschen auf dieser Welt schlecht geht, aber tue nichts dagegen

Tu ich nichts, weil ich nicht weiss wie? Weil ich denke, dass sowieso nichts mehr hilft?
Weil ich denke, dass ich alleine eh nichts schaffen
kann?

Ich weiss es nicht. Der Fernseher läuft, es ist 19:30, Nachrichtenzeit. Nach den Nachrichten kommt Werbung für ein neues „Ballergame“. Von der realen Welt, in der tausend reale Menschen sterben, geht es direkt in eine virtuelle Welt, in der es das Ziel ist möglichst viele Menschen zu töten. Jetzt wird mir plötzlich klar, wieso wir nicht verstehen, dass es diesen Menschen in Kriegssituationen schlecht geht. Für uns ist die Situation nicht real. Sie findet nicht in „unserer“ Welt statt. Die Situation ist zu weit weg. Darum stört es uns auch nicht, dass wir uns in Computerspielen genau so verhalten wie echte Menschen in Ländern, die weit weg sind. Wir verhalten uns in dieser virtuellen Welt so, wie wir es in der echten Welt nie tun würden.

Oder doch?

Wenn wir in den Nachrichten solche Situationen sehen, sind wir traurig, wütend und fühlen uns sogar manchmal hilflos. Doch in Videospielen ist es uns egal. Wir freuen uns sogar drauf, weil wir einen Adrenalinkick erhalten, den wir in unserem normalen Alltag nicht bekommen können.

Ausstellungstipp: Haus Gegenwart: War Games – Martha Rosler und Hito Steyeler (bis 20.01.2019)

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