Schule, Sex und meine Identität

Erziehung und Bildung begleitet uns sehr intensiv durch eine Zeit, in der wir herausfinden, wer wir sind, was wir mögen und was nicht, unsere Grenzen kennenlernen und uns eine Identität schaffen, die der Grundstein für unser Leben wird. Unser Leben  werden wir dann damit verbringen, unsere Identität zu festigen, zu verändern und uns an unser Leben anzupassen. Bei der Bildung einer Identität spielen äussere Einflüsse eine sehr entscheidende Rolle. Die Eltern und auch Lehrpersonen oder andere Aufsichtspersonen sind Vorbilder für ein Kind, das sich an ihnen orientiert. Deshalb sollte der Umgang mit sich selbst, mit dem was man mag und mit dem was man hasst auch ein wichtiger Teil der Bildung sein. 

Ich glaube, dass die eigene Identität ein Mosaik aus allem ist, was uns umgibt. Deshalb spielen gute Vorbilder eine wichtige Rolle. Ich möchte mich in diesem Artikel damit beschäftigen wie Liebe, Kommunikation und Sex unsere Identität beeinflussen und wie unser Schulsystem in dieser Hinsicht keine Unterstützung bietet. 

 

Psychologie und Pädagogik in den Schulen

Die Idee von weiterführenden Schulen ist das Bilden eines möglich breiten Allgemeinwissens. Wir müssen die Geschichte von Anbeginn bis in unsere Zeit auswendig können und uns am besten möglich viele Eckdaten merken. Wir müssen in Geografie alle Steine identifizieren und den Aufbau von Städten rund um den Globus beherrschen. Gedichte analysieren sollte auch eine unserer Fähigkeiten sein, aber wie wir selbst denken, handeln und lernen, wie wir lieben und kommunizieren, wird uns nicht beigebracht. Bei psychologischen und pädagogischen Fähigkeiten wird eher auf Learning by Doing gesetzt. Bei einem genaueren Hinblick auf unsere Gesellschaft ist dies aber wohl nicht sonderlich gut. 

Toxische Beziehungen sieht man heutzutage wohin das Auge reicht und sich in diesem Umfeld eine gesunde Beziehung aufzubauen, fällt mir persönlich nicht immer leicht. Ich falle im Umgang mit meinen Mitmenschen oft in Muster, die ich von Zuhause gelernt habe. Vor allem wenn ich gestresst oder müde bin, ist meine Kommunikation oft nicht so, wie ich sie gerne hätte. Ich finde es sehr spannend, mich mit diesen Themen zu beschäftigen: Kommunikation, Liebe und Sex. Deshalb fällt mir auch immer mehr auf, wie unsere Bildung, die ja alles sehr genau mit uns durchnehmen will, diese Themen komplett auslässt. 

 

Warum über Sex reden wichtig ist?

Sexpositiv ist ein Ausdruck, der nun schon eine Weile die Runde macht. Es geht dabei um einen offenen und positiven Umgang mit Sex, denn die Scham und die Heimlichtuerei um das ganze Thema ist mittlerweile veraltet. Zudem ist Sex etwas, das wir einfach können müssen. Niemand erklärt uns, welche Positionen vielleicht toll sind, wie wir mit Sextoys umgehen sollen oder was beim Kinky Sein wichtig ist. Und obwohl viele Themen beim Sex sehr individuell sind und jede*r etwas anderes mag, sollte im Sexualkundeunterricht nicht nur besprochen werden, wie man nicht schwanger wird und wie man sich vor Geschlechtskrankheiten schützt. Ich glaube es ist wichtig, dass uns beigebracht wird, wie man nach Konsens fragt oder während des Sexes miteinander redet, wie man Grenzen kommuniziert und dass man diese vielleicht zuerst herausfinden muss. Sex ist kein Thema, über das wir nicht reden dürfen, wir müssen es sogar. Wenn alle lernen, wie Sex ein gutes Erlebnis für die Beteiligten sein kann, dann wird sich in der Gesellschaft eine bessere Sexkultur entwickeln, in der Scham und Angst keinen Platz mehr hat

Was wir mögen und was nicht macht uns irgendwie auch zu denen die wir sind. Wieso reden wir also nicht über das, was wir im Bett mögen?

Zwischenmenschliche Kommunikation

Vielleicht hast du ja auch schon mal anderen beim Diskutieren oder Streiten zugehört und als Aussenstehende*r gemerkt, wie die Streitenden komplett aneinander vorbei geredet haben. Oder dir ist aufgefallen, dass deine Eltern immer über die gleichen Dinge diskutieren und dabei immer wieder in die gleichen Muster fallen. Gekonnte Kommunikation ist schwer und eben nicht nur im Bett wichtig, denn im generellen Umgang mit anderen Menschen wird es einfacher, wenn man sich kennt und die gleiche ‘Sprache’ spricht. Wie ich jemanden lieben kann ohne mich in ihm*ihr zu verlieren, ohne meine Grenzen zu verbiegen und sodass ich wachsen kann, lehrt uns niemand und trotzdem ist es eine Kompetenz, die von uns erwartet wird. Irgendwann werden wir schon wissen, wie man eine glückliche Beziehung führt (so wenn wir alt und grau sind), aber zuvor müssen wir anscheinend zuerst einige Male auf die Nase fallen. Ich will in meiner Beziehung wachsen aber auch in Beziehungen mit meinen Freunden und Familie möchte ich gut kommunizieren können und sowohl meine Bedürfnisse übermitteln, wie auch die von anderen Befriedigen. 

Ich glaube, dass das Verständnis für den Menschen und wie er sich in einer Gruppe verhält, wie er streitet und seine Liebe ausdrückt, eine Kompetenz ist, die das Zusammenleben für alle angenehmer macht. Ich glaube auch, dass dies eine Kompetenz ist, die man lernen muss und ich bin manchmal überfordert, mir alles selbst beibringen zu müssen. Am liebsten Höre ich mir Podcasts über Kommunikation, Soziale Gefüge, Muster, Liebe und Sex an. Ich mag es, mich mit diesen Themen zu beschäftigen und es ist auch ein Teil meiner Identität, wenn ich wieder allen beim Mittagessen von meinen neuen Erkenntnissen berichte, ohne dass jemand gefragt hat.

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