Matura geschafft, und jetzt?

Die Matura: Der letzte, grosse Schritt bevor ein neuer, wichtiger Lebensabschnitt beginnt. Für uns alle ist es klar, eine bestandene Matur  – wovon wir alle ausgehen –, wäre gut. Danach sind wir dann endlich fertig mit dem Gymnasium. Aber was kommt danach? Was ist der nächste Schritt? Mit diesem Thema wird sich dieser Artikel befassen.

Für die meisten scheint die Universität der einzige Weg zu sein. Denn nur mit der Matura kann man zur Universität gehen. Ob in der Schweiz oder im Ausland ist dann die Frage. Aber ist das die einzige Möglichkeit? Könnte man etwas anderes machen als studieren?

 

Zu dieser Frage habe ich recherchiert und diese Möglichkeiten gefunden. Man kann eine Berufslehre, ein Praktikum, einen “Way-Up” machen (eine verkürzte Lehre, die zwei Jahre dauert. Dieser gibt dir auch Zugang zu einer Fachhochschule), die Welt erkunden und reisen oder direkt nach dem Gymnasium studieren. Was auch eine Möglichkeit wäre, wäre das Sabbatjahr. Das ist kein neues Konzept und existiert auch in England und an sonstigen Orten auf der Welt. Das heisst, dass man ein Jahr „Pause“ macht. Es dient als ein Jahr, wo man gut darüber nachdenkt, was man eigentlich machen will. Was gefällt einem eigentlich? Möchte man studieren? Falls ja, was denn? 

Am Begriff Sabbatjahr erkennt man, dass der Gedanke, was man nach der Schule machen sollte, nicht neu ist. Überall gibt es Gymnasiast:innen, die nicht wissen, was sie machen möchten. Falls Du nicht weisst, was Du nachher machen willst, dann bist Du ganz sicher nicht die einzige Person. 

 

Also, was kannst Du tun? 

 

Ich habe 4 Leute gefragt, die alle verschiedene Wege gegangen sind. Manchmal muss man auch andere hören, die eine solche Entscheidung treffen mussten. Sie erzählen jetzt von ihrer Wahl, den Gründen dafür und ihren Ratschläge.

 

Die erste Person ist mein 24-jähriger Bruder Daniel. Er macht bald seinen Master an der Universität in Berkeley. Zuvor hat er einen Bachelor in der Universität Basel gemacht. Er ist ein Beispiel von einem Gymnasium Schüler, der sich beschlossen hat, an einer Uni zu studieren. Er hat das gemacht, weil die Universität die besten Möglichkeiten für seine Zukunft ermöglichte. Mein Bruder möchte bei einem Vermögensverwalter arbeiten, also macht es am meisten Sinn, zu studieren, denkt er. Ich habe ihn gefragt, ob er seine Wahl bereue. Er hat gemeint, er würde seinem jüngeren Ich sagen, dass er das Gleiche machen solle. Aber anstatt Wirtschaft zu studieren, solle er Informatik machen. Daniel hat auch uns allen einen Ratschlag gegeben: Wir sollten alle Informatik und Künstliche Intelligenz studieren.

Die nächste Person ist ein ehemaliger GM-Schüler. Jetzt macht er den Zivildienst an einer Primarschule. Viele QUINT-Leser:innen sind sicher auch junge Schweizer:innen, die sich bald zwischen dem Militär oder dem Zivildienst entscheiden müssen. Da er sich für den Zivildienst entschieden hat, ist er ein Beispiel für einen jungen Mann, der diese Entscheidung treffen musste. Für ihn war von Anfang klar, dass er den Zivildienst leisten wird anstelle des Militärdienstes. Zusätzlich sei der Zivildienst eine sinnstiftende Tätigkeit, ganz im Gegenteil zum Schweizer Militär, welches seiner Meinung nach, angesichts der heutigen Herausforderungen und Krisen, eine reine Ressourcenverschwendung darstelle. Den Zivildienst als Zwischenjahr nach dem Gymnasium zu machen, hat sich angeboten, da er im Sommer noch keine Ahnung hatte, was denn mit der Matura in der Tasche eigentlich zu tun sei. Das hat sich seither zwar noch nicht gross verändert, aber die Erfahrungen im Zivi waren super für ihn. Auch wegen der Einsichten in ein neues Berufsfeld. Bisher durfte er in einer Tagesstruktur wirken. Nach 13 Jahren Schule einmal keine Tests, Abgaben oder sonstige Stressfaktoren? Das war für ihn genial. Die Freizeit bekommt eine neue Qualität, wenn man nach Feierabend an überhaupt nichts mehr denken muss. 

         Danach habe ich ihn gefragt, was er denn nach dem Zivi machen möchte. Er denkt, dass ein Studium viel Freiheit und Flexibilität bringt, Interessen nachzugehen und sich darin zu vertiefen, wenn man sich für eines der vielen Studienfächern denn überhaupt entscheiden kann. Er hat sich für ein Studium entschieden, weil es heutzutage wohl so ist, dass ein Studium jemanden mit den meisten Möglichkeiten ausstattet. 

Ich habe zusätzlich eine Schülerin einer weiterführenden Hochschule interviewt. Vielen ist das vielleicht nicht klar, aber die Hochschule ist auch eine Möglichkeit. Sie fokussieren sich mehr auf das Praktische als auf das Theoretische. Laut ihr ermöglicht das, einen höheren Lohn zu verdienen als mit einem Abschluss an einer Universität und durch die praktische Erfahrung sei es auch einfacher, eine Stelle zu finden. Das gilt aber für Bachelor-Abschlüsse beider Schulen.

         Meine Interviewpartnerin studiert Ingenieurwesen. Ihr Grund war, dass dieses Studium das einzige war, welches vollständig auf Englisch war. Sie und ihre Familienmitglieder haben zusammen recherchiert und fanden, dass es am besten zu ihr gepasst hat. Und falls doch nicht, hat sie immer noch die Möglichkeit zu wechseln. Als Schülerin einer Hochschule hat sie freie Wahl. Bald hat sie ein Praktikum bei einer Firma im Biomediziningenieurwesen. Das gibt ihr dann eine Chance zu sehen, ob das Thema ihr gefällt. Ihr Ratschlag war, dass egal wo, die Lehrer:innen, Professor:innen oder Mitarbeiter:innen freundlich sein werden und man sich deshalb nicht zu viele Gedanken darüber machen sollte. Das wird den sozialen Status nicht beeinflussen. Dazu sagt sie, dass man die Schule personalisieren kann. Manche Schulen sind so aufgebaut, dass man Tests später schreiben kann, falls man nicht bereit ist. Das gilt auch für die Uni. Sie sagt auch, dass die Hochschule am besten zu Leuten passt, die genug von der Schule haben, Gymnasium nicht mögen oder keine Lust haben, an einem Schreibtisch zu sitzen, weil die Hochschule mehr praxisorientiert ist.  

Letztlich habe ich, um Möglichkeiten und Meinungen ausserhalb der Schweiz zu sammeln, auch eine Bekannte aus Dänemark interviewt. Sie studiert nicht. Anstelle des Studiums hat sie sich zwei Sabbatjahre genommen und arbeitet jetzt seit acht Monaten in einer Tierhandlung als Verkaufsassistentin. Im April wird sie für ein Reisebüro arbeiten. Sie hat sich dafür entschieden, weil sie nach dem Gymnasium bemerkt hat, dass sie schulmüde war und sie die Freiheit geniesst, jederzeit bestimmen zu können, wann sie einen neuen Weg ausprobieren möchte. Im Interview hat sie als Ratschlag gegeben, dass man sich nicht beeilen muss. Es ist nämlich die Zeit nach dem Gymnasium, wo man Zeit und die Freiheit hat, um alle Möglichkeiten zu forschen. Vielleicht entdeckt man etwas, was man nicht vorher kannte, aber wirklich dafür brennt.

 

Diese vier Leute haben alle einen anderen Weg nach dem Gymnasium genommen. Das heisst aber nicht, dass Du, liebe/r Leser/in, das Gleiche machen musst wie sie. Man soll das machen, was einem passt. Hat man genug von der Schule? Mach ein Jahr Pause oder mach eine Berufslehre. Vielleicht wäre auch die Fachhochschule eine Möglichkeit. Hat man Lust auf mehr und weiss sogar was zu studieren? Dann schlage ich vor, entweder an die Uni oder an die Hochschule zu gehen. Ich hoffe, dass der Artikel und die Interviewantworten Dir geholfen haben. Ich wünsche Dir viel Glück und alles Gute für die Zukunft, egal welchen Weg Du nimmst.

 

P.S. Man kann sich immer beraten lassen!

Weiterführende Links:

https://www.berufsberatung.ch/dyn/show/13202?id=307 <- Für den Berufseinstieg

https://www.find-your-future.ch/de/berufslehre/verkuerzte-lehre/way-up/ <- Für die verküzte Lehre

https://www.bildung-schweiz.ch/ratgeber/matura-geschafft-und-jetzt <- die Möglichkeiten aufgelistet

https://eduwo.ch/de/tools/studienwahl-weiterbildung-test <- Falls Du eine Weiterbildung machen möchtest aber weiss nicht wo

https://www.projuventute.ch/de/eltern/schule-ausbildung/matura <- Diese Website bietet auch viele Infos mit Bildgrafiken

https://www.efswiss.ch/de/nach-der-matura/moeglichkeiten/ <- EF bietet auch Austauschjahr und viele andere Programme

https://www.efswiss.ch/de/#UNI <- Die Programme der EF

https://www.learningculture.ch/blog/schweizer-bildungsweg-gymnasium <- Eine Übersicht des Gymnasiums und nachher

 

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