Die zwei Perspektiven der Migration

Es gibt zwei Geschichten, die verkörpern, wie wir zur Migration stehen. Beide haben ihren wahren Teil, aber widersprechen sich auch – was nun?

Karawane, Kostenexplosion, Kulturkonflikt. Und Menschen, die in ihrer Stadt, ihrem Dorf leben und sich fragen, ob ihr Land das verkraftet. Sie sehen die vielen Menschen – es sind jetzt schon Karawanen – die unser Land anvisieren, fürchten sich davor, dass der Staat nicht alle Bürgerinnen und Bürger versorgen kann und fragen sich: Es kann doch nicht sein, dass wir verantwortlich sind für alle, oder? Und kommen zum Schluss, dass eine offene Migrationspolitik das Problem nicht löst, sondern bloss verschiebt – und zwar ins eigene Land!

Oder: Mauer. Mittelmeer. Militär. Und Menschen, die auf der Suche sind nach einem Leben, das lebenswert ist. Vor Gewalt und Hoffnungslosigkeit Geflüchtete sind gezwungen diese unmenschlichen Hindernisse zu überwinden – bloss für ein Leben in Sicherheit!Die reichen Länder, die in diesen Gebieten mit Gier und ohne Scham dieses Leid verursachen, wehren uns mit Ausgrenzung und Diskriminierung. Wie können wir das zulassen? Es ist unsere Pflicht, diese Menschen aufzunehmen und ihnen ein besseres Leben zu bieten! Das sind zwei der emotionalen Geschichten, die unsere Meinung zum Thema Migration prägen. Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung und widersprechen sich nur in der Aufforderung, was nun zu tun sei. Auch News-Stories können die gleiche Geschichte in den zwei Variationen erzählen. Beispiel: Die Karawane in Mexiko versucht Amerika zu erreichen. Entweder das Bild von leidenden Kindern mit Tränen in den Augen oder tapferen Polizisten, die eine Invasion abwehren.

Keine der beiden Geschichten ist erlogen, sie zeigt aber auch nicht das ganze Bild. Schicksale, egal ob das von Amerikanern oder Flüchtlingen, prägen die Berichterstattung. Doch so wichtig es ist, dass diese aufgezeigt werden, wäre es für eine faktenbasierte Diskussion absolut notwendig, diese beiden Geschichten hinter sich zu lassen. Zum Beispiel stellt sich die Frage: Welche Auswirkungen hat Migration auf unser Land? Ökonomen gehen davon aus, dass die gesamte Bevölkerung um ein Prozent reicher würde. Sie sind Konsumenten und Arbeitskräfte, auch wenn sie sich zuerst im neuen Land integrieren müssen. Bloss Menschen, die sehr wenig verdienen, könnten durch den grösseren Konkurrenzkampf fünf bis sieben Prozent weniger verdienen. Wie kann man dem entgegenwirken? Aber die Auswirkungen sind nicht nur ökonomischer Natur. Wie kann man Menschen integrieren, wie funktioniert das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen? Wie reagiert man auf negative Auswirkungen von Migration?

Es gibt keine Patentlösungen und wir können Euch hier nicht eine Lösung aufzeigen. Doch was wir versuchen ist eine gehaltvolle Debatte.

Deswegen haben wir auf unserer Seite einen Offenen Brief von Maurus Federspiel, der den Schweizer Umgang mit Migranten hinterfragt, veröffentlicht. Wir, ein Gymnasiallehrer und verschiedene Politikerinnen und Politiker werden ihm antworten. So entsteht hoffentlich eine gehaltvolle, faktenbasierte Debatte, die sich mit den oben genannten Fragen beschäftigt. Wir fordern keine Rezeptlösung, sondern Haltung und Informationen.

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