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Gedankenspiel: Gesellschaft in der technischen Singularität

Wir befinden uns in der Zukunft, ungewiss weit entfernt von der Gegenwart. Die technische Singularität ist eingetreten, künstliche Intelligenz und Roboter sind – zuerst durch Menschenhand, dann durch ihre eigene – perfektioniert worden. Es gibt keine Sicherheitslücken, kein Risiko, dass die Roboter die Menschen unterwerfen könnten. Doch wie sieht eine menschliche Gesellschaft unter solchen Bedingungen
aus?

Nehmen wir an, die Firma, die künstliche Intelligenzen perfektioniert hat, ist eine nicht gewinnorientierte Organisation, mit dem Ziel, die Lebensqualität aller Menschen zu verbessern. Es gibt keine Armut mehr, kein Mensch muss mehr arbeiten und kann trotzdem ein Luxusleben führen.

Und obwohl für alle Menschen dieselben Lebensstandards gelten, existiert eine Klassengesellschaft:

Es gibt Menschen, die sich komplett gehen lassen haben, nicht nur auf physischer, sondern auch auf psychischer Ebene. Der durchschnittliche IQ dieser Klasse liegt bei 68, Drogenabhängigkeit ist trotz Sensibilisierung weit verbreitet, vor allem weil diese Gruppe von Menschen den Sinn im Leben nicht mehr sieht und sich deshalb gedanken- und gewissenlos jeden Tag aufs Neue abschiesst. Das krasse Gegenteil dazu existiert auch. Menschen, die die momentane Lage akzeptiert haben, die aber auch erkannt haben, dass sie ihr Leben ohne eine gewisse Struktur genauso gut in den Müll werfen können. Sie führen ein nahezu perfektes Leben, ohne gesundheitliche Probleme, ohne sich je Sorgen machen zu müssen. Sie beschäftigen sich durch regelmässige Aktivitäten, sei es Sport, Musik, Malerei oder sonst etwas.

Es gibt auch solche, die einem gewöhnlichen, kreativen Job nachgehen, einfach weil sie es gerne tun. So gibt es zum Beispiel Schreiner oder Architekten, die ohne die maschinelle Perfektion arbeiten, sondern mit menschlicher Imperfektion.

Sogar Kunden haben sie, denn es gibt genügend Menschen, die das vom Menschen gefertigte Gut dem fehlerlosen aus der Massenproduktion bevorzugen.

Bezahlung spielt keine Rolle, die Arbeiter selbst haben genügend Geld, genau wie
alle anderen auch.

Wie in zahllosen Science-Fiction Filmen gibt es auch hier einen Widerstand im Untergrund, dessen Ziel es ist, den perfekten Staat zu stürzen. Ihre Motive sind die Menschlichkeit, die fehlerhaft sein soll, und nicht von einem perfekten System kontrolliert. Sie führen keine terroristischen Anschläge durch, weil sie schon vor langer Zeit realisiert haben, dass so etwas keine nennenswerten Auswirkungen auf das System hat und nur den Menschen schadet, die sie eigentlich «retten» wollen. Und obwohl es kontrovers erscheint, haben sie ihre eigene künstliche Intelligenz entwickelt, mit dem einzigen Ziel, das perfekte System zu stürzen. Ob ihnen dies je gelingen wird, ist ungewiss, da ihre Gegner Jahrzehnte, Jahrhunderte, ja vielleicht sogar Jahrtausende weiter sind als sie selbst. Ob genau dieses Szenario eintreten wird, ist ungewiss, da es unzählige andere Möglichkeiten gibt, doch vielleicht, vielleicht wird genau die hier beschriebene Fiktion einmal Realität sein.

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