Die Welt

Acht aktuelle Konflikte im Überblick

Schottland

Im September 2014 stimmte die Mehrheit der Schotten für den Verbleib in Grossbritannien, doch nun soll es ein neues Referendum geben. Durch die Abspaltung soll verhindert werden, dass der Brexit, der in Schottland mehrheitlich abgelehnt wurde, den unfreiwilligen EU-Austritt zur Folge hat. Die Schotten scheinen gewillt, noch vor Ablauf der Brexit Umsetzungsfrist 2019 die Abstimmung abzuhalten, doch ohne die Zustimmung der Regierung in London hat das Referendum keine Rechtsgültigkeit. Auch die Frage der zukünftigen Währung bleibt weiterhin ungeklärt: Ein Euro-Beitritt dauert zu lange, eine eigene Währung ist zu instabil und das Pfund lässt Schottland machtlos.

Katalonien

Am 1. Oktober 2017 soll die Region um Hauptort Barcelona in einer Abstimmung entscheiden, ob Katalonien eine eigenständige Republik wird – so fordert es zumindest Regionalpräsident Carles Puigdemont. Spaniens Regierung hingegen stellt sich klar gegen diesen Vorstoss und erklärt ihn für verfassungswidrig. Somit macht sich jeder, der bei der Durchführung dieses Referendums Hilfe leistet, strafbar. Bei einer Annahme drohen Finanzeinbussen, zum Beispiel müsste Katalonien dann selbst für ein jährliches Defizit von fünf Milliarden Euro bei den Renten aufkommen. Der Konflikt verläuft emotional und von Protesten begleitet, jedoch friedlich.

Kolumbien

Ein Land, das nicht auf Frieden vorbereitet ist – Nach mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg ist der Konflikt zwischen der Regierung und der «Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia» (FARC) endlich beendet. Am 15. August wurden die letzten Waffen und Sprengkörper der kolumbianischen Armee übergeben. Diese Entwaffnung ist Teil eines Friedensabkommens, das bei der Bevölkerung höchst umstritten ist, da die Bestrafungen für Guerilla-Verbrechen nur sehr gering ausfallen. Gleichzeitig explodiert die Kokain-Produktion und andere bewaffnete Gruppen nutzen die Abwesenheit der ehemaligen Rebellen. In Zukunft wird die FARC als eine linksorientierte Partei die kolumbianische Politik mitgestalten.

Krim und Ukraine

Nach starken Protesten gegen die Regierung im Februar 2014 kam es zu einem Machtwechsel in der Ukraine. Diese Unruhen wurden von militärischen Truppen ohne Rang- und Hoheitsabzeichen, die später auch «grüne Männchen» genannt wurden, dazu genutzt, das Parlament und andere Verwaltungsgebäude auf der Krim zu besetzen. Daraufhin wurde ein Referendum über die Zugehörigkeit zu Russland abgehalten, dass mit 85,5% Ja-Stimmen angenommen wurde. Begleitet wird der Machtwechsel von brutaler Gewalt zwischen pro-russischen und pro-ukrainischen Gruppierungen. Die Unterstützung ersterer durch Russland ist offensichtlich. Internationale Friedensverträge wurden beschlossen, zeigen jedoch keine Wirkung.

Kosovo

Im Jahre 2008 erklärte sich der Kosovo für unabhängig, doch trotz dem Beschluss des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag betrachtet Serbien den Kosovo weiterhin als Teil seines Territoriums. Die Geschichte des Konfliktes der beiden Länder ist lange und der Kosovo-Krieg, bei dem mehr als 13’000 Menschen starben, ist weiterhin präsent. Heute kommt zusätzlich erschwerend dazu, dass es zu starken Konflikten zwischen den verschiedenen kosovo-albanischen Parteien kommt, was zu gewaltvollen Protesten führt. Seit dem Beschluss des «Brüsseler Abkommens» vor 4 Jahren normalisiert sich die Lage allmählich, doch nach wie vor hat sich die Situation für die örtliche Bevölkerung nicht gross verbessert.

Sudan und Südsudan

Mehr als 21 Jahre Bürgerkrieg herrschten im Sudan, bis sich der Süden vom Rest des Staates abspaltete. Seit der Gründung 2011 ist der Südsudan das jüngste Land der Welt, doch lange hat der Frieden nicht gehalten. Zwei Jahre später brach der Bürgerkrieg wieder aus und scheint seither kein Ende zu finden. Bewaffnete Rebellen, ein Machthaber, der sein Volk unterdrückt, um seine Position nicht zu verlieren, einmischende Nachbarn, Landminen, Hunger und Durst, fehlende Infrastruktur und starke Inflation – das Land mit der fünffachen Fläche der Schweiz kommt auf keinen grünen Zweig. Zurzeit sind schätzungsweise eine Million Südsudanesen auf der Flucht.

Irak, Iran, Syrien und der IS

Der Nahe Osten findet weiterhin keine Ruhe und die Lage spitzt sich zu. Die lange gewaltvolle Vergangenheit (Iran-Irak-Krieg, Kuwait-Krieg und amerikanische Invasion) zerstörte Wirtschaft und Verwaltung, was die soziale Ungerechtigkeit fortlaufend vergrössert. Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen befeuern den Bürgerkrieg in Syrien weiter. Syriens Diktator Assad kann sich mit der Hilfe Russlands in seiner Position halten, doch die Sorge über einen Stellvertreterkrieg mit Amerika wächst. Der IS konnte seit seiner Gründung vor 3 Jahren von der instabilen Lage profitieren, wird jedoch durch internationale Militäreinsätze zurückgedrängt.

Tibet

Der Konflikt zwischen dem Tibet und China dauert bereits seit 1950 an. Vor mehr als 65 Jahren marschierte die chinesische Armee im Tibet ein und nach einem blutig niedergeschlagenen Aufstand 1959 mussten der Dalai Lama sowie unzählige Tibetaner nach Indien flüchten, von wo sie nie wieder zurückkehren konnten. China versucht seither, Einfluss auf die Ernennung des nächsten Dalai Lama zu nehmen. Die Zukunft des Buddhismus ist ungewiss. Bis heute werden die Bewohner des Tibets unterdrückt und die Bodenschätze des sogenannten «Daches der Welt» ausgebeutet. In den letzten Jahren protestierten immer wieder Mönche gegen das chinesische Regime, in dem sie sich selbst verbrannten.

Aktuelle Artikel

...
Mehr Artikel
laden